Kurz zusammengefasst:
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Bremsspuren in der US-Konjunktur
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Trump beginnt weiter zurückzurudern
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Negativzinsen in der Schweiz in Sichtweite
5. Juni 2025
Was in den letzten Wochen im Fokus stand
Die US-Zollpolitik war auch in den vergangenen Wochen das bestimmende Thema. Inzwischen gehen viele Investoren jedoch zunehmend davon aus, dass die von Trump angekündigten Zölle primär als taktisches Druckmittel eingesetzt werden. Grossen und bedrohlich wirkenden Ankündigungen folgen häufig Relativierungen. Entsprechend reagieren die Aktienmärkte nicht mehr so nervös wie noch vor einiger Zeit. Das hat wesentlich dazu beigetragen, dass sich die Aktienmärkte in den letzten Wochen sehr positiv entwickelt haben.
Was Trump offenbar diszipliniert, sind die Zinsen in den USA. Anleger stellen sich zunehmend die Frage nach der Sicherheit von US-Staatsanleihen. Entsprechend sind die Zinsen gestiegen, was die Zinslast weiter erhöht. Das ist insbesondere vor dem Hintergrund einer hohen und weiter steigenden Staatsverschuldung problematisch. Zudem sind in den letzten Tagen einige US-Konjunkturindikatoren negativ ausgefallen, was Trump weiter unter Druck setzt. Derweil zeigte auch Chinas Wirtschaft jüngst wieder Anzeichen von Schwäche.
Die Schweiz überraschte mit einer negativen Inflation. Entsprechend dürfte die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Zinsen weiter ins Negative senken – auch, um den Schweizer Franken zu schwächen. Auch im EU-Raum ist die Inflation rückläufig, was die Zinsen weiter sinken lässt und den Konsum unterstützt.
Unsere Anlagelösungen und Positionierung
Unsere Multi-Asset Lösungen konnten in den vergangenen Wochen erneut zulegen. Grundsätzlich galt für den Mai: Je höher der Aktienanteil, desto stärker der Zuwachs – allerdings auch die Volatilität. Der Haupttreiber für die positive Entwicklung der letzten Wochen war klar die Anlageklasse Aktien. Dabei haben sich internationale Aktien deutlich besser entwickelt als Schweizer Valoren. Den grössten Rücksetzer im letzten Monat verzeichneten wir in der Goldposition. Nach dem starken Anstieg seit Jahresbeginn ist das jedoch weder überraschend noch ein Grund zur Sorge.
In der Aktienstrategie Global Equity Trends konnten alle unsere Engagements im vergangenen Monat zulegen. Die vorderen Plätze belegten Werte aus den Bereichen Kommunikation, Finanzen sowie Industrie. Das Schlusslicht bildeten Immobilienaktien – weshalb wir uns unter anderem von diesen Investments getrennt haben. Neu im Portfolio befinden sich nun Werte aus den Sektoren Technologie, zyklische Konsumgüter sowie wachstumsstarke Unternehmen. Unter dem Strich ist das Portfolio derzeit wieder offensiver ausgerichtet – mit einer stärkeren Neigung zu Wachstumswerten, jedoch wie immer breit diversifiziert über viele Unternehmen hinweg.
Auch unsere Aktienstrategie Swiss Equity Selection konnte im Mai einen Wertzuwachs verzeichnen. Dabei gehörten nicht nur zyklische Werte wie ABB oder Richemont zu den Gewinnern – auch defensivere Valoren wie Swisscom und BKW waren stark gefragt. Etwas schwerer taten sich auf Monatssicht Versicherungswerte wie die Zurich Insurance Group und Swiss Re. Beide befinden sich jedoch weiterhin in einem soliden langfristigen Aufwärtstrend und dürften diesen nach der aktuellen Konsolidierung fortsetzen. Wir sind nach wie vor überzeugt, dass ein breiter Mix über verschiedene Sektoren in der aktuellen Marktlage gute Chancen bietet.
Die Berichtssaison der Unternehmen in unserer Aktienstrategie Global Equity Selection kann rückblickend als positiv betrachtet werden. Die grosse Mehrheit übertraf die Erwartungen – was teils mit starken Marktreaktionen belohnt wurde. So legte beispielsweise Intuit, ein Softwareunternehmen im Finanzbereich, über acht Prozent zu. Auf der anderen Seite haben wir uns Anfang des Monats vom Luxusgüterhersteller LVMH getrennt. Der Branchenführer enttäuschte mit negativen Zahlen, und wir sind auch bezüglich der weiteren Entwicklung skeptisch. An die Stelle von LVMH tritt nun ABB. Der Schweizer Industriekonzern hat dank Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz (KI) in verschiedenen Marktlagen gute Chancen.
Wie weiter? Und was gilt es zu beachten?
Wir gehen davon aus, dass in den USA mit einer allgemeinen Ausgangsbasis von «nur» 10 % Importzöllen zu rechnen ist – eventuell mit etwas höheren Zöllen für bestimmte Länder und Sektoren. Doch es ist offensichtlich: Trump muss von seinen Maximalforderungen abrücken. Entgegen seiner Überzeugung, dass sich ein Handelskrieg etwa für China als dramatisch erweisen würde, hat die dortige Regierung den Spiess umgedreht und Exportkontrollen für seltene Erden eingeführt, um wichtige US-Industrien unter Druck zu setzen.
Die nächste Frage lautet somit: Wie wirken sich diese Zölle auf Wachstum und Inflation aus? Wir erwarten eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums und eine weiterhin hartnäckige Inflation in den USA. Wir haben jedoch bereits mehrfach betont, dass die historisch belegte hohe Anpassungsfähigkeit von Unternehmen und ganzen Wirtschaftsräumen an veränderte Rahmenbedingungen nicht unterschätzt werden darf. Die erratische Handelspolitik der USA zwingt Unternehmen weltweit, ihre Planung und Lieferketten anzupassen. Darin liegt eine grosse Chance, die viele Unternehmen bereits nutzen: Es erfolgt eine stärkere Diversifikation hinsichtlich der Abhängigkeit von einzelnen Märkten. Und Diversifikation ist im Risikomanagement nach wie vor die wichtigste Regel.
Angesichts der weiterhin bestehenden Unsicherheit über die Auswirkungen der Zölle und die erratische Entwicklung der Handelspolitik ist für Anleger eine tendenziell eher vorsichtige Positionierung angezeigt – mit einer klaren, strukturierten Anlagestrategie und einem Fokus auf Qualität.
Point Capital Group
5. Juni 2025
Unsere Experten: Jules Kappeler (CEO) & Christian Sutter (Portfolio Manager)