5. Juli 2023
«Die Karten kommen auf den Tisch: Berichtssaison steht vor der Tür»
Was bewegt die Finanzmärkte aktuell?
In den letzten Wochen gab es einige positive Impulse für die Märkte. Zunächst war da einmal der Streit um die Schuldenobergrenze in den USA, der gelöst werden konnte. Bemerkenswert sind auch die positiven Signale vom Immobilienmarkt in den USA: Die Bautätigkeit im privaten Häusermarkt hat überraschend wieder angezogen. Gleichzeitig zeigt sich der US-Arbeitsmarkt weiterhin recht stark.
Die US-Notenbank Fed verzichtete auf eine weitere Zinserhöhung und legte damit zumindest eine Pause ein. Sie hält den Leitzins unverändert, um neue Wirtschaftsdaten abzuwarten. Gleichzeitig wurde die Wirtschaftsprognose für 2023 angehoben.
Die jüngsten Zahlen für den US Einkaufsmanagerindex PMI im verarbeitenden Gewerbe senden aktuell allerdings noch keine positiven Zeichen: Mit dem gegenüber dem Vormonat leicht tieferen Wert von 46.0 verharrt der Index weiterhin unter der Schwelle von 50. Werte darüber sprechen in der Regel als Vorlaufindikator für ein steigendes BIP Brutto Inland Produkt, Werte darunter entsprechend für ein sinkendes. Bemerkenswert ist, dass die aggregierten PMI in den Schwellenländern aber über der Marke von 50 liegen und zuletzt gar mit einer bereits wieder steigenden Tendenz.
Aus China erreichten uns derweil weiterhin negative Überraschungen. Die Dynamik der Wiedereröffnung hat an Fahrt eingebüsst und die Regierung sucht nach neuen Rezepten, um die Wirtschaftsaktivität wieder anzukurbeln. Der Dienstleistungssektor zeigt sich zwar stark, aber die Industrie und der Immobiliensektor konnten in ihrer Entwicklung nicht überzeugen. Und was Europa betrifft, so konnten die jüngsten Konjunkturdaten aus der Eurozone insgesamt nicht überzeugen.
Die Europäische Zentralbank EZB und die Schweizerische Nationalbank SNB vollzogen einen weiteren Zinsschritt um jeweils 0.25 %. Während die Inflation im Euroraum noch hartnäckig hoch bleibt, ist sie in der Schweiz bereits wieder unter 2 % gefallen. Und während die Bank of England BoE an ihrer restriktiven Geldpolitik festhalten dürfte, sieht es in Japan gänzlich anders aus: Die Bank of Japan BoJ bleibt bei ihrer sehr lockeren Geldpolitik.
Wie haben die Märkte reagiert?
Die Märkte entwickelten sich in den letzten Wochen unterschiedlich: Aktien konnten zulegen, während Anleihen im Zuge der scharfen Rhetorik der Zentralbanken teilweise nachgaben. Aktienseitig positiv aufgefallen ist, dass in den letzten Wochen die Marktbreite zugenommen hat, d.h. viele Titel sich positiv entwickelten und diese positive Entwicklung sich nicht nur auf einzelne Marktsegmente beschränkte, wie es lange Zeit der Fall war seit Anfang Jahr. Das sogenannte «Angst-Barometer» VIX, ein Aktien-Volatilitätsindex, sendet derweil weiterhin entspannte Signale: Er erreichte in den letzten Wochen neue Tiefststände, was für Optimismus der Marktteilnehmer spricht.
Wie weiter?
Ab Mitte Juli startet die Berichtssaison: Die Unternehmen legen ihre Zahlen für das zweite Quartal vor und teilen ihre Einschätzung für die kommenden Monate. Das wird entscheidend sein für den kurzfristigen weiteren Verlauf an den Märkten. Die Lieferketten haben sich weiter normalisiert und die Unternehmen haben sich auf höhere Preise eingestellt, das dürfte klar sein. Im Fokus werden vor allem die Einschätzungen der Unternehmen für die kommenden Monate stehen. Wie voll sind die Auftragsbücher? Werden die bisherigen Prognosen für Umsätze und Margen aufrechterhalten? Und falls nicht: Gibt es mehr positive oder negative Überraschungen? Den Berichtsreigen eröffnen werden wie üblich die grossen US-Banken ab Mitte Juli.
Aber Anlageentscheide werden bekanntlich immer mit einem gewissen Mass an Unsicherheit gefällt. Der langfristige Investor sollte sich mit diesen kurzfristigen Fragen denn auch nicht zu sehr beschäftigen.
Wie positionieren wir uns als aktiver Vermögensverwalter?
Bei den Aktien setzen wir auf Sektoren mit überdurchschnittlicher Profitabilität und auf Einzeltitel mit hoher Qualität, d.h. einem starken Geschäftsmodell und soliden Finanzkennzahlen mit tiefer Verschuldung. In unseren Multi-Asset Strategien bilden zudem US-Staatsanleihen mit mittleren Laufzeiten und Gold – beides jeweils währungsgesichert – wichtige Eckpfeiler. Währungsseitig erwarten wir weiterhin einen starken Schweizerfranken.
Point Capital Group
5. Juli 2023