8. Juni 2023
«Alle Augen sind auf das FED gerichtet»
Was bewegt die Finanzmärkte aktuell?
Die letzten Wochen waren geprägt durch die Berichterstattung rund um die Verhandlungen der US-Schuldenobergrenze. Inzwischen ist eine Einigung wahrscheinlich, was natürlich positiv für die Märkte ist. Die jüngsten Zahlen für den US Einkaufsmanagerindex PMI im verarbeitenden Gewerbe senden derweil noch keine positiven Zeichen: Mit dem gegenüber dem Vormonat nur wenig veränderten Wert von 46.9 verharrt der Index weiterhin unter der Schwelle von 50. Werte darüber sprechen in der Regel als Vorlaufindikator für ein steigendes BIP Brutto Inland Produkt, Werte darunter entsprechend für ein sinkendes. Bemerkenswert ist, dass die aggregierten PMI in den Schwellenländern aber über der Marke von 50 liegen und zuletzt gar mit einer bereits wieder steigenden Tendenz.
Die globale Konjunktur aber hat natürlich immer noch mit den Folgen der starken Zinsanstiege zu kämpfen. Das hinterlässt insbesondere in zinssensitiven Bereichen wie beispielsweise «Immobilien» teilweise deutliche Spuren.
Der Konsum in den USA bleibt derweil weiter stark und das stimmt positiv – ist doch der Konsum die eigentliche Triebfeder einer jeden Volkswirtschaft. Dies hängt natürlich auch mit dem starken Arbeitsmarkt zusammen, der nun erstmals leichte Anzeichen von Schwäche zeigt. Dies allerdings auf einem sehr hohen Niveau. Die Hoffnungen auf eine rasante Erholung von China haben zumindest temporär einen Dämpfer erlitten. Die jüngsten Wirtschaftsdaten fielen schlechter aus als erwartet.
Wie haben die Märkte reagiert?
Während die Preise für viele Rohstoffe in den letzten Wochen nachgaben, haben die meisten anderen Anlageklassen keine grossen Bewegungen gezeigt und hielten sich in einer engen Bandbreite. Allerdings mit einer grossen Ausnahme: Das Thema AI beziehungsweise Künstliche Intelligenz hat die Fantasien mancher Marktakteure beflügelt: Aktien von Unternehmen, die von diesem Trend profitieren könnten, sind teilweise regelrecht in die Höhe geschossen. Das gilt insbesondere für gewisse Chip-Hersteller und -Zulieferer sowie viele Unternehmen im Bereich Cloud.
Das sogenannte «Angst-Barometer» VIX, ein Aktien-Volatilitätsindex, sendet derweil entspannte Signale: Er erreichte in den letzten Wochen neue Tiefststände, was für Optimismus der Marktteilnehmer spricht.
Wie weiter?
Bei den durch das Thema Künstliche Intelligenz beflügelten Aktien stellt sich natürlich unweigerlich die Frage zu möglichen Parallelen mit der Dot-Com Blase Ende der Neunziger Jahre. Es ist in der Tat überraschend, wie sich die Kursentwicklungen ähneln. Nur gibt es einen fundamentalen, grossen Unterschied: Während in der Dot-Com Blase grösstenteils Aktien von nicht profitablen Unternehmen durch die Decke gingen, sind es heute überwiegend Unternehmen mit einem sehr soliden Leistungsausweis und entsprechendem Fundament: Ertragsstarke Unternehmen mit geringer Fremdfinanzierung.
Bei den PMI sehen wir vielerorts erste Anzeigen einer Stabilisierung, was sehr positiv ist. In Sachen Inflationsdynamik darf davon ausgegangen werden, dass diese weiter abnimmt. Die weiter verkürzten Lieferzeiten in den weltweiten Lieferketten sind ein Indiz dafür.
Ein Fragezeichen besteht natürlich hinsichtlich der weiteren Entwicklungen in China. Aber nach den enttäuschenden kürzlich publizierten Wirtschaftsdaten bleibt hier durchaus Raum für positive Überraschungen. Was die Zinsen betrifft, so sind jetzt alle Augen auf die amerikanische Notenbank FED gerichtet: Die jüngsten Äusserungen des Fed Vorsitzenden Jerome Powell lassen nämlich durchaus Raum für eine Pause im Zinserhöhungszyklus – oder gar für ein Szenario keiner weiteren Zinsanstiege. Dies wäre ein ganz entscheidender Wendepunkt und davon dürften insbesondere die Kurse von US-Staatsanleihen stark profitieren. Dass der Wendepunkt kommt, ist klar. Die Frage ist nur, wann genau. Es gilt jetzt, sich darauf vorzubereiten.
Wie positionieren wir uns als aktiver Vermögensverwalter?
Wir sind aktienseitig breit diversifiziert. Sowohl hinsichtlich den Regionen, als auch den verschiedenen Sektoren. In unseren Multi-Asset Strategien bilden zudem US-Staatsanleihen mit mittleren Laufzeiten und Gold – beides jeweils währungsgesichert – wichtige Eckpfeiler.
Point Capital Group
8. Juni 2023