Kurz zusammengefasst:
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US-Wahlergebnis tendenziell positiv für Aktien
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Mittelfristige Treiber für Goldpreis bleiben intakt
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Mit «Higher for Longer Inflation» in den USA muss gerechnet werden
12. November 2024
Was die letzten Wochen im Fokus stand
In den letzten Wochen drehte sich an den Finanzmärkten alles um das Thema der Präsidentschaftswahlen in den USA. Mit dem klaren Wahlsieg von Donald Trump ist nun die Gefahr eines längeren Hin und Her um die Anerkennung des Wahlsieges gebannt. Ausserdem hat ein Kandidat gewonnen, der wirtschaftliche Interessen in den Vordergrund stellen wird. Angeblich soll Trump ja mehrmals täglich die Aktienkurse checken – das ist zunächst einmal nichts Schlechtes für Anleger. Und schliesslich machte er ja gar öffentlich die Entwicklung des Aktienmarktes als einen Indikator für seinen Erfolg aus. Die Aktienkurse in den USA reagierten denn auch euphorisch auf das Ergebnis der Wahlen. Die Anleger vertrauen darauf, dass der republikanische Sieger das US-Wirtschaftswachstum ankurbeln und die amerikanische Industrie unterstützen wird.
Die grosse Frage wird nun sein: Wie wird Trump seine Wahlversprechen wahr werden lassen? Deregulierung, höhere Import-Zölle, niedrigere Steuern und eine neue Migrationspolitik, das sind die grossen Themen. Alles in allem zunächst tendenziell mehrheitlich positive Signale für den US-Aktienmarkt, der auch immer noch als Leitindex für die weltweiten Aktienmärkte gilt.
Ein ganz entscheidender Faktor wird sein, ob sich durch Trumps Wirtschafts- und Fiskalpolitik die Inflation wieder anheizen wird. Steigende Zinsen bei weiter stark steigenden Haushaltsschulden stellen keine besonders gute Kombination dar.
Unsere Anlagelösungen und Positionierung
Während unsere Multi-Asset Strategien in der ersten Oktoberhälfte noch zulegen konnten, war die zweite Monatshälfte geprägt von einem Rückgang in den Schweizer Aktien. Dies hat dazu geführt, dass auf Monatssicht ein leichter Rückgang zu verzeichnen war. Die positivsten Beiträge leisteten einmal mehr Gold sowie die Immobilien. Beide Anlageklassen wurden also ihrer Aufgabe der Diversifikation gerecht. Neu ins Portfolio haben wir Werte aus der Finanzindustrie aufgenommen und uns dafür von Versorgungsunternehmen getrennt.
In den vergangenen Wochen hat der US-Dollar gegenüber dem Schweizer Franken zulegen können. Dies hatte einen positiven Einfluss auf unsere Aktienstrategie Global Equity Trends. Zu den Gewinnern zählten im Oktober die Finanzwerte sowie Unternehmen aus dem Bereich Kommunikation. Am unteren Ende waren die Substanzwerte sowie Industriewerte zu finden, weshalb wir uns davon trennen werden. Neu hinzu kommen dafür kleinkapitalisierte Unternehmen sowie Unternehmen mit starkem Wachstum. Alles in allem wird die Ausrichtung damit leicht offensiver.
Schweizer Aktien verloren im Oktober etwas die Gunst der Anleger, worunter auch unsere Aktienstrategie Swiss Equity Selection litt. So wurden z.B. die Werte von UBS und Novartis am Tag des Quartalsberichtes um über 4 % abverkauft. Im Falle der UBS liess die Erholung aber nicht lange auf sich warten. Auch andere Finanzwerte wie die Zürich Versicherung konnten in den letzten Wochen erneut zulegen. Mehr Mühe hatten die beiden Chemie-Unternehmen, Givaudan und Sika. In beiden Fällen sehen wir die vergangene Kursschwäche aber kurzfristiger Natur und erwarten langfristig weitere Stärke.
In der Aktienstrategie Global Equity Selection gehören die Indexschwergewichte Nvidia und Alphabet (Google) zu den klaren Gewinnern. Nur das Reiseunternehmen Booking konnte im Oktober noch stärker zulegen. Während Alphabet und Booking ihre Quartalsergebnisse bereits veröffentlicht haben und beide positiv überraschen konnten, steht diese Aufgabe für Nvidia am 20. November an. Dies könnte nicht nur für Nvidia selbst, sondern kurzfristig auch für die gesamte Technologiebranche von Bedeutung sein. Überhastete Aktionen an diesem Tag sind aus Sicht einer langfristigen Anlage aber nicht angebracht.
Wie weiter? Und was gilt es zu beachten?
Die beiden grössten Risiken für die weitere Entwicklung der Finanzmärkte stellen einerseits die sich weiter erhöhenden Staatsschulden der USA und andererseits die schiere Unberechenbarkeit von Trump dar. Aber eben, er sieht die Aktienmärkte als einen Gradmesser für seinen Erfolg. Insofern relativiert dies, die beiden Risiken bis zu einem gewissen Grad. Die grössten Chancen liegen in einem weiteren Rückgang der Inflation bei gleichzeitig florierender Wirtschaft und insbesondere weiter steigenden Unternehmensgewinnen.
Aktien
Trumps Wirtschafts- und Fiskalpolitik sollte sich positiv auf US-Aktien und im Besonderen auf die Sektoren Finanzen, Industrie, zyklische Konsumgüter und Technologie/Kommunikation auswirken. Schwieriger könnte es für defensive Sektoren wie Versorger und Basis-Konsumgüter werden. Gleiches gilt leider auch für europäische Aktien im Zuge von neuen Einfuhrzöllen in den USA.
⇒ Wir sind für Aktien insgesamt positiv eingestellt. Ein besonderes Augenmerk gilt es aber auf die Bewertungen zu halten.
US-Dollar
Die neue Administration will das Wirtschaftswachstum forcieren, was den USD tendenziell eher aufwerten könnte. Aber vergessen wir nicht: In seiner ersten Amtszeit forderte Trump noch einen schwächeren US-Dollar, um die Exportwirtschaft zu unterstützen. Spannend wird diesbezüglich auch sein, wie unabhängig sich die amerikanische Notenbank Fed halten kann. Trump forderte bereits mehrmals die Absetzung des Notenbank-Vorsitzenden Powell.
⇒ Wir sind bezüglich US-Dollar neutral eingestellt.
Anleihen
Die grosse Frage wird sein, wie sich die Inflation verhält. Trumps Wirtschafts- und Fiskalprogramm befeuert grundsätzlich die Inflation. Entsprechende Vorsicht ist bei US-Anleihen angezeigt. Kommt hinzu, dass die USA immer mehr neue Anleihen ausgeben müssen, um das weiter anwachsende Haushaltsdefizit bzw. die Zinszahlungen zu bewältigen. Das Risiko von «Stress im System» und entsprechend noch weiter steigenden Zinsen muss im Auge behalten werden.
⇒ Wir sind bezüglich US-Anleihen vorsichtig.
Gold
Die mittelfristigen Treiber eines steigenden Goldpreises bleiben intakt. Insbesondere die Nachfrage nach Gold durch viele Zentralbanken, die geopolitischen Unsicherheiten sowie die steigende US-Staatsverschuldung sollten dem Gold mittelfristig weiter Rückenwind geben.
⇒ Entsprechend sind wir für Gold positiv eingestellt.
Point Capital Group
12. November 2024
Unsere Experten: Jules Kappeler (CEO) & Christian Sutter (Portfolio Manager)