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China als Frühindikator für die US- und Weltwirtschaft?

Im zweiten Quartal durchlebt die US-Wirtschaft das höchste Wachstum der letzten 38 Jahre, so jedenfalls die aktuelle Schätzung der Atlanta-Filiale der amerikanischen Notenbank. War es das, oder können die Amerikaner noch eine Schippe drauflegen?

Hinweise zur Beantwortung dieser Frage kommen aus China. Der dortige Einkaufs-managerindex, Caixin genannt, läuft dem amerikanischen Einkaufsmanagerindex ISM in der Regel drei Monate voraus. Seit Anfang dieses Jahres ist der Caixin rückläufig, was somit ein Indikator für einen nachlassenden ISM sein kann und damit eine kommende Abkühlung der US-Wirtschaftstätigkeit.

Das Kreditwachstum in China

Auch ein weiterer chinesischer Indikator mahnt zur Vorsicht. Der sogenannte „Credit Impulse“, die Veränderungsrate der Kreditvergabe, hat deutlich in den negativen Bereich gedreht. Was bedeutet das nun für die Weltwirtschaft?

Lange bevor etwas produziert und dafür Rohstoffe geordert werden, müssen Kredite aufgenommen werden. Und da China bei vielen Rohstoffen zum Beispiel beim Kupfer mittlerweile fast 50 Prozent der Weltförderung konsumiert, macht sich das natürlich bei den Preisen für diese Rohstoffe bemerkbar, wenn die Nachfrage aus China nachlässt. So könnte es also sein, dass die rückläufige Kreditvergabe in China zu nachgebenden Rohstoffpreisen führt und die Inflationshysterie, die unter anderem von den in den letzten Monaten deutlich angestiegen Rohstoffpreisen befeuert wurde, wieder in sich zusammen fällt. Auch die nach dem Spitzenwert des zweiten Quartals in den nächsten Quartalen vermutlich wieder abflauende US-Konjunktur könnte dämpfend auf die Inflationsrate und die Anleiherendite wirken.

Fazit: Ein leichter Rückenwind ist in den Sommermonaten möglich

Nach dem Spitzenwert im zweiten Quartal könnte die US-Wirtschaft im Sommer etwas abflauen. Dieser negative Einflussfaktor auf die Aktien könnte jedoch durch die damit verbundene nachlassende Inflations- und Zinsfurcht ausgeglichen oder gar überkompensiert werden. Leicht freundliche Börsennotierungen sind daher in den nächsten Monaten möglich.

 

Von Thomas Gebert
Verwaltungsrat der Point Capital Group
Börsenexperte und mehrfacher Buchautor
10. Juni 2021