Kurz zusammengefasst:
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Marktturbulenzen führen zu hoher Nervosität und Volatilität an den Märkten
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US-Konjunkturdaten und Notenbank Fed stehen jetzt im Fokus
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Gewinnwachstum der Unternehmen nach wie vor intakt
7. August 2024
Was die letzten Wochen im Fokus stand
Wie in unserem letzten Marktkommentar ausgeführt, musste man mit aufkommendem Gegenwind an den Märkten rechnen. Dies insbesondere vor dem Hintergrund des Risikos, dass die amerikanische Notenbank Fed im Zuge einer sich abkühlenden Konjunktur zu spät handelt und die Zinsen zu spät senkt. Dies hat sich nun leider bestätigt. Das Fed hat es verpasst, die Zinsen zu senken.
Dass aber die Bewegungen an den Märkten in den letzten Tagen derart heftig ausgefallen sind, damit konnte nicht gerechnet werden. Was ist geschehen? Die Zinserhöhung in Japan dürfte ein wesentlicher Grund dafür gewesen sein. Sogenannte «Carry Trades» mussten – und das könnte durchaus noch einige Tage andauern – aufgelöst werden. Bei einem Carry Trade leihen sich Anleger japanische Yen zu extrem tiefen Zinsen und investieren dann in Anlagen mit einer höheren Rendite und in einer anderen Währung, wie zum Beispiel US-Aktien. Im Zuge des Entscheides der japanischen Notenbank sind nun die Zinsen im Yen gestiegen und der Yen hat sich aufgewertet. Die Anleger mussten nun ihre Carry Trades auflösen und Aktien verkaufen. Dies führte zu einem regelrechten Ausverkauf an den Aktienmärkten und massiven Turbulenzen mitten in der Urlaubssaison mit tieferem Handelsvolumen, was die Bewegungen noch zusätzlich verstärkte. Und wie immer bei grösseren Marktverwerfungen spielt auch die Psychologie der Marktteilnehmer eine grosse Rolle, die solche Bewegungen jeweils noch zusätzlich verstärkt.
Die Geschichte erinnert ein wenig an die grosse Krise im ungarischen Häusermarkt während der Finanzkrise. Viele ungarische Haushalte finanzierten ihren Hauskauf damals in Krediten in Schweizerfranken zu sehr tiefen Zinsen. Als dann der Schweizerfranken im Zuge der Finanzkrise stieg, stieg auch die Schuldenlast der ungarischen Schuldner in ihrer lokalen Währung. Viele Kredite konnten nicht mehr zurückbezahlt werden und die Immobilien konnten von liquiden Käufern zu günstigen Preisen gekauft werden.
Unsere Anlagelösungen und Positionierung
Unsere Multi-Asset Strategien starteten solide ins zweite Halbjahr 2024, wobei im Juli alle Anlageklassen einen positiven Beitrag leisteten. Im Zuge des Drucks auf die Aktienmärkte in den letzten Tagen mussten aber Rücksetzer hingenommen werden. Da wir in den Aktienanlagen aktuell stark im Schweizer Markt engagiert sind und den Fremdwährungsanteil tief halten, konnte der Rückgang im Vergleich zu anderen Anlagestrategien aber abgefedert werden. Zudem konnten die Anlageklassen Anleihen, Immobilien und Rohstoffe selbst in den letzten Tagen leicht zulegen. Diese Elemente der Diversifikation haben sich also einmal mehr ausbezahlt.
In der Korrektur der Aktienmärkte ist klar zu sehen, dass die vorherigen Gewinner in dieser Korrektur die klaren Verlierer sind. Dieses Verhalten ist aber nichts Aussergewöhnliches und ändert noch nichts an den langfristigen, übergeordneten Trends. Trotzdem kann es in einer solchen Phase bei einer regelbasierten Trendstrategie, wie unserer Aktienstrategie Global Equity Trends, vermehrt zu Anpassungen kommen, was kürzlich auch der Fall war. Sobald sich aber wieder stabile mittelfristige Trends ergeben, werden diese erkannt und das Portfolio entsprechend ruhiger ausgerichtet.
Im internationalen Vergleich hat der Schweizer Aktienmarkt die aktuelle Korrektur bisher noch relativ gut überstanden. Diese Stabilität spiegelte sich auch in unserer Aktienstrategie Swiss Equity Selection wider. So konnte Roche seit Anfang Juli sogar einen positiven Beitrag leisten. Positiv sind auch unsere Investments in Siegfried, Geberit sowie Galderma. Die Valoren aller drei mussten nur marginale Rückschläge in Kauf nehmen und trugen somit einiges zur Stabilität bei. Stärker unter Druck gerieten UBS, ABB sowie der Luxusgüterhersteller Richemont, zu welchem unter anderem die Marken Cartier, IWC und Montblanc gehören.
In den vergangenen Wochen sind in unserer Aktienstrategie Global Equity Selection einige Werte stark unter Druck geraten. So enttäuschte z.B. Edwards Lifesciences die Anleger bei der Präsentation der Quartalsergebnisse, was mit einem sofortigen Kursrutsch abgestraft wurde. Andere Unternehmen wie Amazon oder Alphabet (Google) traf es zwar nicht ganz so hart, aber auch sie verloren kurzzeitig die Gunst der Anleger trotz grundsätzlich guter Ergebnisse. Auch der Kursrutsch von Nvidia erscheint auf den ersten Blick heftig. Berücksichtig man aber die dynamische Entwicklung, welche Nvidia die letzten Monate und sogar Jahre gezeigt hat, ist diese Bewegung als normale Korrektur einzustufen. Wir sind überzeugt, dass wachstumsstarke Qualitätsunternehmen langfristig weiterhin attraktive Renditechancen bieten. Turbulenzen wie sie in den letzten Wochen vorgekommen sind, sollten Anleger daher nicht aus der Ruhe bringen.
Wie weiter? Und was gilt es zu beachten?
Die aktuellen Marktturbulenzen sorgen unter Anlegern natürlich für Nervosität. In solchen Phasen ist es wichtig, kühlen Kopf zu bewahren und an der gewählten langfristigen Strategie festzuhalten. Das ist der wichtigste Erfolgsfaktor beim Anlegen. Selbst ein so konservativer Aktienkorb wie der Swiss Market Index (SMI), der von den defensiven Werten Nestlé, Roche und Novartis geprägt wird, hat in kurzer Zeit fast 7 % verloren. Das entspricht mehr als der Rendite eines ganzen Jahres. Das halten wir für übertrieben.
Die erhöhte Volatilität wird sich in den kommenden Wochen an den Märkten höchstwahrscheinlich fortsetzen. Das Fed ist nun am Zug und dürfte mit Zinssenkungen ab September beginnen. In Abhängigkeit der in den kommenden Wochen veröffentlichten US-Konjunkturdaten könnten durchaus mehrere und grössere Zinssenkungs-Schritte folgen. Die Gefahr bleibt natürlich, dass das Fed damit zu spät kommt, aber die US-Konjunktur ist zumindest aktuell immer noch in einer grundsätzlich guten Verfassung, aber eben mit Anzeichen von Bremsspuren. In der Vergangenheit folgten auf US-Zinssenkungen meist positive Börsenentwicklungen wenn die Wirtschaft nicht in eine Rezession abrutschte.
Ein weiteres Augenmerk gilt es auf die Entwicklungen rund um Künstliche Intelligenz (KI) zu richten: Werden sich die massiven Investitionen insbesondere der grossen Tech-Firmen in KI auszahlen? Das Bild dazu zeigt sich bisher gemischt. Die grossen Chancen von KI sind nach wie vor intakt, aber einerseits sind die Erwartungen der Anleger diesbezüglich noch immer hoch und andererseits ist in vielen Bereichen noch unklar, wie genau sich die Investitionen auch wirklich monetarisieren lassen. Immerhin haben die Anleger im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der Jahresergebnisse der Tech-Giganten ihre Erwartungen reduziert, was grundsätzlich eine gesunde Entwicklung ist. Insgesamt aber gilt es vor allem zu beachten, dass die Gewinnmargen der Unternehmen nach wie vor intakt sind und beispielsweise die Gewinne der grössten 500 US-Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 10 % zulegen dürften.
Wir gehen weiterhin von einem positiven Anlagejahr 2024 aus. Qualitätsaktien, Gold und der Schweizerfranken sind unsere präferierten Anlagen.
Point Capital Group
10. Juli 2024