Geschätzte Leserin, geschätzter Leser
Als ich letztens mit meinem alten Freund Marcel bei einem Bier zusammensass, kam das Thema Dividendenstrategie zur Sprache. Er schwärmte davon, wie toll es sei, regelmässig Geld in Form von Dividendenausschüttungen auf sein Konto zu bekommen. Ich musste schmunzeln.
Es erinnerte mich an meinen Onkel Heinz, der darauf bestand, jeden Sonntag seinen alten VW Käfer zu waschen, obwohl der Lack schon lange verloren war. «Mark,» sagte er, «es geht nicht darum, ob es sinnvoll ist, sondern um das gute Gefühl.» Tja, genau so scheinen viele Menschen über Dividenden zu denken – ein gutes Gefühl, das den gesunden Menschenverstand manchmal übertrumpft.
Dividendenstrategien haben viele Anhänger und gelten als solide. Aber woher dieser Ruf kommt, bleibt mir ein Rätsel. Lassen Sie mich anhand der Dividendenaktien und ihren Nachteilen erklären, warum ich finde, dass Dividenden-Ausschüttungen nicht unbedingt der heilige Gral der Geldanlage sind und wie Sie mit einer anderen Strategie vielleicht schon bald den Porsche fahren könnten, den Sie sich immer gewünscht haben – und nicht den alten Käfer von Onkel Heinz.
Der Zinseszins-Effekt und die Ausschüttungen von Dividenden
Als ich als Kind mein erstes Sparbuch bekommen habe, war ich begeistert von der Idee, dass mein Geld durch Zinsen wachsen würde. «Das ist ja wie Magie!», rief ich begeistert. Und auch heute weiss ich – der Zinseszins-Effekt ist mächtig. Jeder Franken, der im Unternehmen gelassen wird, arbeitet weiter für einen. Doch Ausschüttungen von Dividenden unterbrechen diesen Wachstumsprozess. Denn jedes Mal, wenn eine Dividende ausgezahlt wird, wird Kapital aus dem Unternehmen abgezogen, das sonst weiterwachsen könnte. Das bedeutet, dass Ihre Investition an potenziellem Wachstum verliert.
Ich vergleiche eine effiziente Dividendenstrategie gerne mit dem Pflanzen eines Baumes. Sie freuen sich auf die Früchte, die er eines Tages tragen wird. Wenn Sie sich Ihre Dividenden immer direkt auszahlen lassen, ist es so, als würden Sie jeden noch so kleinen Apfel sofort pflücken. Der Baum hat kaum eine Chance, richtig zu gedeihen. Aber lassen Sie den Baum wachsen und pflegen ihn, wird er irgendwann so viele Früchte tragen, dass Sie einen ganzen Korb ernten können – und das jedes Jahr!
Steuern – der unangenehme Beifahrer von Dividenden-Ausschüttungen
Stellen Sie sich vor, Sie sind auf einer gemütlichen Sonntagstour in Ihrem Oldtimer – der Fahrtwind im Haar, die Sonne im Rücken. Doch auf dem Beifahrersitz sitzt Ihr alter Freund, der Steuerbeamte. Und er erinnert Sie alle paar Minuten daran, dass Sie eine Abgabe bezahlen müssen. Klingt nervig? Genau so verhält es sich mit den Steuern auf Dividenden.
Mit wenigen Ausnahmen werden Ausschüttungen von Dividenden, die auf Ihr Konto fliessen, besteuert. Es ist, als ob der Staat mit offenen Armen am Ende der Strasse steht und sich ein Stück Ihres hart erarbeiteten Kuchens schnappt. Anders ausgedrückt: ein Teil des Geldes, das Sie sich so mühsam aufgebaut haben, wandert direkt in die Staatskasse. Im Gegensatz dazu können nicht ausgeschüttete Gewinne im Unternehmen verbleiben und steuerlich effizienter reinvestiert werden.
Deswegen an dieser Stelle eine kleine Erinnerung an ein altes Sprichwort: «Geduld ist eine Tugend». Beim Investieren könnt man hinzufügen: «Geduld ist ein Vermögen». Lassen Sie ruhig den Zinseszins seine Magie entfalten und konzentrieren Sie sich lieber auf das langfristige Wachstum.
Innovation trotz Ausschüttung hoher Dividenden? Fehlanzeige
Fakt ist: viele Unternehmen, die den Anlegern Ausschüttungen hoher Dividenden zusichern, haben ihre Wachstumsphase bereits hinter sich. Sie setzen auf Beständigkeit statt auf aufregende neue Projekte. Statt das Geld in die Erforschung neuer Technologien oder die Entwicklung bahnbrechender Produkte zu investieren, wird es lieber an die Aktionäre ausgeschüttet. Diese Firmen erinnern oft an den guten alten Rasenmäher: verlässlich, aber ohne Überraschungen.
Wachsende Unternehmen hingegen reinvestieren ihre Gewinne in innovative Projekte. Sie setzen auf Forschung, Entwicklung und Expansion. Das Ergebnis? Langfristig höhere Kursgewinne und die Möglichkeit, von neuen Entwicklungen zu profitieren.
Deshalb könnte es sinnvoll sein, den Fokus zu ändern – weg von den altgedienten Dividendenzahlern, hin zu den innovativen Firmen, die ihre Gewinne reinvestieren. So profitieren Sie wirklich von den Früchten der Innovation und maximieren Ihre Rendite in Form von attraktiven Kursgewinnen.
Vergleich – Dividendenerträge vs. Kursgewinne
Um es auf den Punkt zu bringen: Dividenden bieten eine sofortige, aber oft kleine Rendite. Es ist ein bisschen wie jeden Tag ein kleines Stück Schokolade zu essen – befriedigend, aber nicht besonders sättigend. Auf der anderen Seite stehen die Kursgewinne, die aus reinvestierten Gewinnen resultieren können. Das ist mehr wie der grosse Truthahn an Thanksgiving – er braucht Zeit, sich zu entwickeln, aber wenn er soweit ist, dann lohnt es sich richtig.
Dividenden mögen also auf den ersten Blick attraktiv erschienen, aber die aus der falschen Dividendenstrategie resultierenden Nachteile sind nicht von der Hand zu weisen. Vielleicht ist es demnach an der Zeit, Ihre Anlagestrategie zu überdenken und zu überlegen, ob Sie sich wirklich mit den kleinen Schokoladenstückchen zufriedengeben und dabei auf Wachstum verzichten wollen. Es ist womöglich schlauer, den Fokus zu verschieben: weg von Dividendenaktien und hin zu vielversprechenden innovativen Unternehmen. Lassen Sie Ihr Vermögen arbeiten und wachsen, damit Sie Ihre finanziellen Ziele deutlich sättigender erfüllen können.
Ihr Mark Stock©
P.S.: Meinem Freund konnte ich die rosarote Brille übrigens abnehmen. Nach unserem Gespräch hat er angefangen, sich mit wachstumsstarken Unternehmen zu beschäftigen und weniger auf die reine Ausschüttung von Dividenden zu achten. Vielleicht wäre das auch etwas für Sie?
Mark Stock ist ein Mitglied der Point Capital-Redaktion. «Ich bin begeisterter Börsianer und befasse mich leidenschaftlich gerne mit Wirtschaftsgeschichte. Seit Jahren verfolge ich das Auf und Ab an den Märkten und investiere natürlich auch selber – bevorzugt in Aktien. Mein Name ist also Programm. Jeden Monat greife ich an dieser Stelle ein aus meiner Sicht spannendes Thema auf. Und da der Inhalt und nicht meine Person im Zentrum stehen soll, schreibe ich unter einem Pseudonym.»