Kurz zusammengefasst:
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Erfreuliches erstes Halbjahr für viele Anlageklassen
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US-Notenbank Fed steht jetzt im Fokus
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Trotz mehr Gegenwind im zweiten Halbjahr: Aktienmärkte weiterhin in guter Verfassung
10. Juli 2024
Was die letzten Wochen im Fokus stand
Die SNB (Schweizerische Nationalbank) hat im Juni bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr die Zinsen gesenkt und damit einen Grossteil der Marktteilnehmer überrascht. Nicht überraschend war hingegen die Ernennung von Vize-Präsident Martin Schlegel als Nachfolger von Thomas Jordan. Damit setzt die SNB auf Kontinuität – ein gutes Zeichen. Mit den Zinssenkungen zeigte sich die SNB vorausschauend und durchaus auch mutig. Obwohl in der Schweiz der Inflationsrückgang gegenüber den meisten anderen Volkswirtschaften schon viel weiter ist, muss sich insbesondere das Fed (US-Notenbank) die Frage gefallen lassen, ob sie nicht schon wieder «behind the curve» sind. Das Fed hat viel zu lange die steigende Teuerung als temporär bezeichnet und entsprechend spät die Leitzinsen erhöht. Die meisten Anlageklassen kamen in der Folge stark unter Druck. Nun mehren sich die Stimmen, dass das Fed wieder zu spät an der Zinsschraube drehen könnte. Auch wenn die Inflation noch nicht im Zielbereich ist, sie ist rückläufig. Zudem zeigen sich mehr und mehr Bremsspuren in der US-Wirtschaft. Zwar läuft die Wirtschaft insgesamt noch gut und der Konsum ist intakt, aber einige Indikatoren deuten auf eine Abschwächung hin. Es ist wie bei einem grossen Tanker auf dem Meer: Um eine Kurskorrektur einzuleiten, muss man frühzeitig das Steuer in die Hand nehmen. Erfolgen die Zinssenkungen zu spät, wird das die Wirtschaft und die Märkte belasten.
Nebst den Inflationsdaten und möglichen Zinssenkungen der Notenbanken beherrschte das Thema KI (Künstliche Intelligenz) weiterhin die Märkte. Wird KI tatsächlich die grösste Innovation in der jüngeren Geschichte mit entsprechend einmaligen Investment-Chancen?
Unsere Anlagelösungen und Positionierung
Rückblickend auf das erste Halbjahr 2024 haben sich unsere Multi-Asset Strategien sehr erfreulich entwickelt. So haben alle Positionen im Portfoliokontext ihre Erwartungen erfüllt: Die Anleihen und Immobilien als stabilisierende defensive Elemente und die Aktienanlagen als Renditebringer. Im Bereich der Aktien waren die Investitionen in europäische Industriewerte sowie die Engagements in globale Qualitätsaktien die Spitzenreiter. Bei den festverzinslichen Anlagen belegten die Schweizer Staatsanleihen die vordersten Plätze. Diese haben wir im Verlauf des zweiten Quartals auf Kosten der US-Staatsanleihen weiter aufgestockt, was sich bereits positiv ausgewirkt hat.
Die Trends an den Aktienmärkten, welche wir im vergangenen Jahr gesehen haben, setzen sich auch in diesem Jahr fort. So waren die stärksten Sektoren auch dieses Jahr «Technologie» sowie «Kommunikation» und bei den Styles «Wachstum» und «Qualität». In unserer Aktienstrategie Global Equity Trends setzen wir ein regelbasiertes Trenderkennungs-System ein und waren somit zum Grossteil in genau diesen Sektoren und Styles investiert. Zu diesem Monatsbeginn haben wir uns von den Engagements in Versorger-Unternehmen und Basiskonsumgüter getrennt und dafür zyklische Konsumgüter und Werte aus dem Gesundheitswesen ins Portfolio aufgenommen. Die Ausrichtung der Strategie wurde somit leicht zyklischer, beinhaltet aber weiterhin auch defensive Elemente.
Der Schweizer Aktienmarkt hat das Jahr schwach begonnen aber dann im Verlauf des ersten Halbjahres doch noch ordentlich zugelegt. In den vergangenen Wochen jedoch legte er eine Pause ein und konsolidierte die zuvor gesehene Stärke. Erfreulich war in unserer Aktienstrategie Swiss Equity Selection insbesondere die Entwicklung der beiden Pharmariesen Roche und Novartis. Diese entwickelten sich besser als der Markt, wobei Roche aber immer noch einiges aufzuholen hat. Es gibt nun Anzeichen dafür, dass der zweijährige Abwärtstrend bei Roche zu Ende sein könnte, was dem gesamten Schweizer Aktienmarkt weiters Aufwärtspotential bescheren dürfte. Etwas mehr Mühe bekundeten die zyklischeren Werte wie UBS, Sika oder auch Geberit. Da wir aber auch für diese Unternehmen weiteres Aufwärtspotential sehen, nehmen wir vorerst keine Anpassungen vor.
Zwei Unternehmen aus unsere Aktienstrategie Global Equity Selection waren im Juni noch mit der Präsentation der Quartalsergebnissen an der Reihe – Adobe sowie Accenture. Beiden ist es gelungen, die Anleger positiv zu überraschen, worauf sie mit Kurssprüngen von 15 % beziehungsweise 7 % belohnt reagierten. Mit Blick auf das vergangene erste Halbjahr 2024 lässt sich grundsätzlich sagen, je näher die Unternehmen von ihrem Geschäftsmodell her den Technologiewerten wie auch den Wachstumswerten waren, desto besser haben sie bislang abgeschnitten. Aus unserer Sicht ist eine Positionierung mit Fokus auf wachstumsstarke Qualitätsunternehmen weiterhin eine vielversprechende Ausrichtung. Es hat sich bisher ausbezahlt, dass wir auf eine gesunde Exponierung hinsichtlich Titel mit Chancen im KI-Bereich in unserem Portfolio haben. Nachdem nun alle Quartalszahlen der Unternehmen vorliegen, unterziehen wir die aktuelle Zusammenstellung einer grossen Halbjahres-Überprüfung. Über die Resultate werden wir in unserem Börsenausblick vom nächsten Monat berichten.
Wie weiter? Und was gilt es zu beachten?
Die Präsentation der Unternehmensergebnisse zum zweiten Quartal wird in den kommenden Wochen im Fokus der Anleger stehen und insbesondere natürlich die weiteren Entwicklungen rund um KI. Nebst punktuellen negativen Überraschungen im Zuge eines jeden «Hypes» erwarten wir insgesamt weiterhin, dass KI ein bestimmendes Thema bleibt. Im Weiteren bereiten wir uns auf ein niedrigeres Zinsumfeld – wenn auch mit gewissen Fragezeichen nach dem Zeitpunkt in den USA – ein verändertes politisches Umfeld und eben weitere Innovationsfortschritte rund um KI vor.
Zudem halten wir an unserer Einschätzung für ein insgesamt positives Anlagejahr 2024 fest. Rücksetzer sehen wir somit tendenziell auch in den kommenden Monaten als Nachkaufgelegenheiten. Was die Präsidentschaftswahlen in den USA betrifft, so zeigte sich in der Vergangenheit regelmässig eine erhöhte Volatilität im Vorfeld. Damit rechnen wir auch dieses Jahr. Mit insgesamt mehr Gegenwind muss im zweiten Halbjahr gerechnet werden. Wir legen daher weiterhin einen grossen Wert auf die Qualität unserer Anlagen und eine gewisse Diversifikation, was sich beides bereits in den letzten Monaten ausbezahlt hat. Das ist es, was wir unter einem aktiven Management verstehen, welches auch ein gesundes Verhältnis zwischen Chancen einerseits und Risiken andererseits berücksichtigt.
Wer mit einer soliden und nach Möglichkeit diversifizierten Anlagestrategie unterwegs ist und einen langfristigen Anlagehorizont hat, der kann auch weiterhin gut schlafen. Das Wichtigste beim Anlegen ist, dass man langfristig investiert ist.
Point Capital Group
10. Juli 2024