6. Dezember 2023
Was die letzten Wochen im Fokus stand
Ende Oktober drehte der Wind an den Aktienmärkten nach starkem Verkaufsdruck in den vorherigen Monaten. Auch die Kurse von Anleihen entwickelten sich schon fast synchron dazu. Grund dafür waren positive Inflationsdaten, die auf eine weiter rückläufige Inflation schliessen lassen. Entsprechend wird nun mehr und mehr erwartet, dass die Notenbanken die Zinsen nicht nur nicht weiter anheben, sondern gar senken werden. Die veröffentlichten Konjunkturdaten der letzten Wochen lassen sich vereinfacht wie folgt zusammenfassen: USA stark (das Weihnachtsgeschäft läuft bereits auf Hochtouren), Europa schwach und China mit einigen Fragezeichen.
Im Zuge dieser Entspannung an den Märkten erreichte das Angstbarometer VIX (ein Volatilitätsindikator) neue Tiefststände. In diesem Umfeld gelang es Apple erstmals die Grenze von 3 Billionen USD Marktkapitalisierung zu knacken – ein historischer Rekord. Zum Vergleich: Das nach Marktkapitalisierung grösste Schweizer Unternehmen Nestlé bringt es gerade mal auf umgerechnet rund 300 Mrd. USD und ist damit das drittgrösste Unternehmen in Europa nach Novo Nordisk (Dänemark, Pharma) und LVMH (Frankreich, Luxusgüter und -Marken wie Louis Vuitton).
Aber es waren in den letzten Wochen nicht nur die ganz grossen Unternehmen, deren Aktienkurse stark zulegen konnten: Die sogenannte Marktbreite war im November gross, d.h. dass beispielsweise auch die Kurse kleinerer und mittlerer Unternehmen praktisch gleichermassen zulegen konnten. In diesem Zusammenhang war dieses Jahr viel von den «Magnificient Seven» (die glorreichen Sieben) die Rede. Die positive Aktienperformance in den USA war lange Zeit praktisch ausschliesslich durch sieben grosskapitalisierte Werte zustande gekommen.
Unsere Anlagelösungen und Positionierung
Die Erwartung rückläufiger Zinsen hat in unseren Multi-Asset-Strategien für eine positive Entwicklung gesorgt. Allerdings hat der Rückgang des US-Dollars gegenüber dem Schweizerfranken das Gesamtergebnis etwas geschmälert. Unsere leicht zyklische Positionierung mit Werten aus dem europäischen Industriesektor wie auch Aktien klein-kapitalisierter Unternehmen hat sich im aktuellen Börsenumfeld ausgezahlt. Die Investitionen in Schweizer Staatsanleihen wurden ihrer stabilisierenden Rolle einmal mehr gerecht. Wir erwarten, dass das Börsenumfeld weiter freundlich bleibt und behalten daher unsere Positionierung unverändert.
Es waren einmal mehr die Werte aus dem Technologie-Sektor wie auch die Wachstumswerte, welche in den letzten Wochen den grössten positiven Beitrag in unserer Aktienstrategie Global Equity Trends lieferten. Die Unternehmen aus dem Gesundheitssektor wie auch die Substanzwerte konnten ihre relative Stärke aus dem Oktober nicht bestätigen, weshalb wir uns zum Monatswechsel von diesen Investitionen trennten. Neu qualifizieren sich dafür der Industrie-Sektor wie auch die Finanzwerte. Beide Sektoren sind seit Anfang des Monats in unseren Trend-Portfolios vertreten. Insgesamt haben wir aktuell die grössten Ausprägungen in zyklischen Werten sowie in Wachstumswerten in Verbindung mit Technologie. Dies zeigt, dass gemäss unseren Trendmodellen, der Aufwärtstrend am globalen Aktienmarkt intakt ist.
In unserer Aktienstrategie Swiss Equity Selection hatten in den letzten Wochen die Finanzwerte, angeführt von Partners Group und der UBS die Nase vorn. Die UBS konnte somit ihre Hochs aus dem Jahr 2015 überwinden und notiert nun auf dem Höchststand seit der Finanzkrise. Gefolgt wurden sie von Werten aus dem Industriesektor, namentlich von Geberit wie auch den Papieren von ABB. Das Schlusslicht bildeten einmal mehr die Schweizer Superschwergewichte Novartis, Roche und Nestlé. Da jedoch auch diese Werte in den letzten Wochen zulegen konnten, haben alle unseren Engagements zum positiven Gesamtergebnis beigetragen. Wie für die globalen Aktienmärkte, bleiben wir auch für den Schweizer Markt weiterhin positiv eingestellt und erwarten weitere Wertzuwächse.
Für einmal waren die Spitzenreiter der letzten Wochen in unserer Aktienstrategie Global Equity Selection nicht in den USA beheimatet. So waren die Werte des Dentaltechnikherstellers Straumann vor dem kanadischen Technologieunternehmen Constellation Software die klaren Top-Performer. Am anderen Ende der Rangliste befindet sich das Unternehmen Fortinet, welches nach der Präsentation der Geschäftszahlen für das dritte Quartal und Fragezeichen zur strategischen Ausrichtung unter Druck geraten ist. Unsere kürzliche Neuaufnahme – Costco Wholesale – entwickelte sich gut und konnte bereits einen positiven Beitrag zur Portfolioentwicklung leisten.
Wie weiter? Und was gilt es zu beachten?
Für 2024 erwarten wir höhere Kurse für Aktien und Anleihen zum Jahresende. Wir gehen davon aus, dass die Inflation ihren Zenit überschritten hat und sich weiter rückläufig entwickelt. Weiter erwarten wir, dass sich die Weltwirtschaft leicht abkühlt und noch im Verlaufe von 2024 stabilisiert und dann wieder anzieht.
Die grosse Frage wird sein, wie rasch die Notenbanken die Zinsen senken werden. Wir erinnern uns: Zu lange haben die Notenbanken in den Jahren 2021 und 2022 damit zugewartet, die Zinsen zu erhöhen und mussten dann umso stärker an der Zinsschraube drehen. Das führte zu entsprechenden Verwerfungen an den Märkten. Nun ist es wichtig, dass Notenbanken rascher handeln werden, ohne aber zu früh die Zinsen zu senken. Das ist der ganz grosse Balanceakt für die Notenbanker in 2024.
In China allerdings sieht die Sache anders aus: Deflation ist dort bereits ein Thema und wir erwarten, dass die Regierung weitere Massnahmen beschliessen wird, um das Wirtschaftswachstum positiv zu beeinflussen. Für die Kursentwicklung von Aktien sind grundsätzlich zwei Punkte von grösster Wichtigkeit: Die Gewinnentwicklung und das Zinsniveau. Was die Gewinnentwicklung betrifft, so erwarten wir insbesondere für US-Unternehmen und später auch für europäische Unternehmen eine positive Entwicklung. Und im Zuge weiter sinkenden Zinsen werden die Bewertungen von Unternehmen steigen, auch wenn hier schon einiges in den aktuellen Aktienkursen eingepreist sein dürfte. Risikoseitig gilt es die geopolitische Lage im Auge zu behalten und hier insbesondere die Entwicklung des Ölpreises. Ein starker Anstieg könnte im schlimmsten Fall zu einer zweiten Inflationswelle führen. Dieses Risiko halten wir allerdings für sehr gering. Die US-Präsidentschaftswahlen schliesslich beinhalten ebenfalls gewisse Risiken. Eine weitere Polarisierung könnte von den Märkten kritisch aufgenommen werden. Aber vergessen wir nicht: Bei der US-Präsidentschaftswahl 2016 waren die Umfragen und Prognosen recht eindeutig: Hillary Clinton wird gewinnen und falls Donald Trump doch gewählt würde, wären sinkende Aktienkurse die Folge. Es kam bekanntlich zweimal anders: Trump gewann und die Aktienmärkte legten zu. Entsprechend ist es für 2024 wichtig, diversifiziert zu sein und auf Qualität zu setzen. Qualitätsaktien beispielsweise bieten interessanterweise in praktisch allen Marktphasen relativ betrachtet gute Chancen.
Aber trotz unseres insgesamt positiven Ausblicks für Aktien und Anleihen gilt auch für 2024: Die Bewegungen an den Märkten werden nicht gradlinig verlaufen. Entsprechend ist Disziplin gefordert und eine langfristige Sichtweise. Man darf sich nicht von kurzfristigen Stimmungsschwankungen leiten lassen – der wohl wichtigste Erfolgsfaktor an der Börse überhaupt. Nicht investiert zu sein bleibt für den langfristig orientierten Anleger weiterhin das grössere Risiko.
Point Capital Group
6. Dezember 2023