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Investieren muss manchmal schmerzen

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Liebe Leserin, lieber Leser

Fühlen Sie sich auch gerade etwas unwohl? Keine Angst, ich möchte keine Diskussion darüber lostreten, ob Winnetou-Bücher oder der Anblick einer nicht korrekt getragenen Rastafrisur Ihr Gemüt in Wallung bringen.

Mir geht es natürlich ums Anlegen. Und als Börsianer kann es einem momentan schon arg mulmig werden: Krieg, galoppierende Inflation, knappe Rohstoffe, politische Verhärtung hüben und drüben – fehlt bloss noch eine Rezession. Aber das ist wohl auch nur noch eine Frage der Zeit. Kurzum: Wir sind mit einer geballten Ladung an Hiobsbotschaften konfrontiert. Wer heute angesichts der vielen Negativschlagzeilen Aktien kauft, muss schon eine gehörige Portion Mut aufbringen.

MarkStock Schach

Wie viel schöner war doch das vergangene Jahr, als der Himmel voller Geigen hing. Immer höher, immer weiter hiess es an den Börsen. Die Analysten kamen gar nicht nach, ihre Kursziele nach oben zu schrauben, und alles, was einen Preis hatte, schoss in die Höhe: Meme-Aktien, Kryptowährungen, für einen Non-Fungible Token auf eine Pokemon-Karte von Homer Simpson wurde ein halbes Vermögen ausgegeben; man fühlte sich an die Dotcom-Bubble erinnert. Ach, die guten, alten Zeiten, als Investieren noch Spass machte.

Doch genau das ist der springende Punkt: Wenn man sich beim Investieren wohlfühlt, geht es fast immer schief. «Die meisten grossartigen Investitionen beginnen mit Unbehagen» hat der Value-Investor Howard Marks treffend geschrieben. Wenn Sie sich bei einem Investment so richtig gut fühlen, weil z.B. breit akzeptiert ist, dass ein Unternehmen hervorragend geführt ist, die Ertragslage und der Aktienkurs überzeugt haben und die Aussichten prächtig sind – dann gratuliere ich Ihnen: Sie haben gerade eine Aktie identifiziert, die Sie vor einigen Jahren hätten kaufen sollen. Wenn alle eine Aktie toll finden, ja, wer soll dann den Kurs noch weiter nach oben treiben?

Ein gutes Investment fühlt sich oft schlecht an. Erinnern Sie sich an den Frühling 2020, als ein Fass Öl für ganz kurze Zeit –38 USD kostete? Genau, man wurde noch dafür bezahlt, damit man all das «überschüssige» Öl in Empfang nahm. Aktien von Ölkonzernen waren verteufelt, für Investments musste man sich geradezu schämen. Der Konsens war überzeugt, das fossile Zeitalter sei zu Ende. Und zwei Jahre später ruft die Regierung zum Energiesparen auf! Wer sich damals nicht hat beirren lassen und trotz schlechtem Gefühl Energieaktien gekauft hat, lacht sich heute ins Fäustchen: Denn die einzige Branche, welche in diesem Jahr im Plus notiert, ist der Energiesektor.

Wer überdurchschnittliche Renditen erzielen will, muss also anders investieren als die breite Masse. Auch wenn das manchmal schmerzhaft ist. Aber langfristig macht es sich bezahlt: Denn schon Börsenaltmeister André Kostolany wusste: «Börsengewinne sind Schmerzensgeld. Erst kommen die Schmerzen, dann das Geld».

In diesem Sinne: Ein Indianer kennt keinen Schmerz!

Ihr Mark Stock©

Mark Stock ist ein Mitglied der Point Capital-Redaktion. «Ich bin begeisterter Börsianer und befasse mich leidenschaftlich gerne mit Wirtschaftsgeschichte. Seit Jahren verfolge ich das Auf und Ab an den Märkten und investiere natürlich auch selber – bevorzugt in Aktien. Mein Name ist also Programm. Jeden Monat greife ich an dieser Stelle ein aus meiner Sicht spannendes Thema auf. Und da der Inhalt und nicht meine Person im Zentrum stehen soll, schreibe ich unter einem Pseudonym.»