Wie Sie an der Börse garantiert NICHT erfolgreich sind

How to Guarantee a Life of Misery

So auch die Überzeugung des kürzlich verstorbenen Charlie Munger, der zusammen mit Warren Buffet die wohl erfolgreichste Investmentfirma aller Zeiten aufgebaut hat. An der Abschlussfeier 1986 der Harvard University war Munger als Gastredner eingeladen. Für gewöhnlich berichten die geladenen Redner von Ihren aussergewöhnlichen Karrieren und Erfolgen. Nicht aber Munger – seine Rede mit dem Titel «How to Guarantee a Life of Misery» war ganz anders. Statt Weisheiten für eine erfolgreiche Karriere wiederzugeben, führte Munger vier Tipps aus, wie man garantiert ein erfolgloses Leben führt. Die Idee dahinter war so einfach wie genial – negative Rezepte sind aussagekräftiger und einprägsamer. Die Konklusion von Munger: «Sag mir, wo ich sterben werde, und ich werde nie dorthin gehen». Während Erfolgsgeschichten inspirieren, bieten die Geschichten des Scheiterns tiefe Einblicke in die Komplexität der Finanzmärkte. Deshalb möchte ich Ihnen hier drei solcher Geschichten erzählen, die zeigen, wie wichtig es ist, aus Fehlern zu lernen.

Die verpasste Gelegenheit von Herrn Müller

Herr Müller, ein leidenschaftlicher Amateur-Investor und zweifacher Familienvater, hatte immer ein Auge für aufstrebende Technologien. Seine Investition in ein kleines Tech-Startup war das Ergebnis monatelanger Recherche und zahlreicher Gespräche mit Branchenexperten. Er war überzeugt davon, dass dieses Startup, mit seiner innovativen Technologie und seinem engagierten Managementteam, das Potenzial hatte, die Branche zu revolutionieren.
Anfänglich sah alles vielversprechend aus. Doch dann traf ein unerwarteter Börsencrash die Märkte, verursacht durch globale Wirtschaftsunsicherheiten und politische Spannungen, die Investoren weltweit in Panik versetzten. Angst und Unsicherheit breiteten sich auch in Herrn Müllers Gedanken aus. Trotz seiner ursprünglichen Überzeugung und der positiven Langzeitprognosen für das Startup, liess er sich von der allgemeinen Marktstimmung anstecken. In einem Moment der Angst und des Zweifels verkaufte er vorschnell alle seine Anteile, getrieben von der Befürchtung, sein hart verdientes Geld vollständig zu verlieren.
Die Monate danach waren eine Zeit des tiefen Bedauerns und der Selbstreflexion. Er beobachtete, wie sich der Markt erholte und das Startup, in das er ursprünglich investiert hatte, zu neuen Höhen aufstieg. Die Aktien, die er in Panik verkauft hatte, vervielfachten ihren Wert. Diese Erfahrung wurde zu einer schmerzhaften, aber wertvollen Lektion über die Bedeutung von Geduld, langfristigem Denken und dem Vertrauen in die eigene Urteilsfähigkeit, selbst in Zeiten der Unsicherheit.

Frau Schneiders tiefer Fall in die Kryptowelt

Frau Schneider, eine angesehene Ingenieurin mit einem scharfen Verstand für technische Innovationen, hatte sich im Laufe der Jahre durch bedachte und kluge Investitionen ein beachtliches Vermögen aufgebaut. Ihre Faszination für neue Technologien und der Traum von finanzieller Unabhängigkeit führten sie in die Welt der Kryptowährungen – ein Bereich, der damals noch als das «digitale Gold» des 21. Jahrhunderts galt.
Eines Tages stiess sie auf eine Kryptowährung, die als bahnbrechende Innovation gefeiert wurde. Die Foren und sozialen Medien waren voll von Geschichten über spektakuläre Gewinne, und Influencer priesen diese Kryptowährung als die nächste grosse Chance an. Die Aussicht auf schnellen Reichtum vernebelte Frau Schneiders sonst so kritischen Blick. Sie ignorierte ihre Regel, stets gründliche Recherchen anzustellen und das Risiko abzuwägen. Stattdessen liess sie sich von der allgemeinen Euphorie mitreissen und investierte einen wesentlichen Teil ihres Vermögens in diese vielversprechende Währung.
Die ersten Wochen schienen ihre Entscheidung zu bestätigen, als der Wert ihrer Investition rapide anstieg. Doch dann, fast über Nacht, kollabierte der Markt. Die Kryptowährung verlor binnen Stunden einen Grossteil ihres Wertes. Frau Schneider erlebte einen finanziellen Albtraum, als ihr hart erarbeitetes Vermögen dahinschmolz. Doch noch schmerzhafter als der finanzielle Verlust war die Erkenntnis, dass sie sich von der Illusion schneller Gewinne hatte blenden lassen und ihre eigenen Prinzipien verletzt hatte. Diese Erfahrung war für Frau Schneider ein Wendepunkt. Sie erkannte, dass wahre finanzielle Weisheit nicht in der Jagd nach dem nächsten grossen Ding liegt, sondern in der sorgfältigen Analyse und einem tiefen Verständnis für das, was man investiert. Sie lernte, dass keine Rendite es wert ist, ihre Grundsätze und die Sicherheit ihres Vermögens aufs Spiel zu setzen.

Herrn Bauers Hochmut nach früheren Erfolgen

Herr Bauer, ein selbstbewusster Bankmanager, hatte in der Vergangenheit zweimal erfolgreich Markttrends antizipiert und daraus erheblichen Profit geschlagen. Diese Erfolge hatten ihm ein übersteigertes Selbstvertrauen verliehen. Er glaubte fest daran, ein untrügliches Gespür für den Markt zu besitzen. Mit dieser Überzeugung wettete er gross auf eine komplexe und riskante Anlagestrategie. Als seine Vorhersagen jedoch fehlschlugen, stand er nicht nur finanziell, sondern auch persönlich vor einem Scherbenhaufen. Er musste erkennen, dass echte Marktkenntnis nicht auf einzelnen zufälligen Erfolgen beruht und dass Selbstüberschätzung zu gravierenden Fehlentscheidungen führen kann. Diese demütigende Erfahrung lehrte ihn, dass Demut und kontinuierliche Analyse unerlässlich für nachhaltigen Erfolg sind.

Was wir daraus lernen können

1. Gier nach dem schnellen Geld ist eine falsche Voraussetzung für die Vermögensanlage.
2. Angst ist ein schlechter Ratgeber an der Börse – Emotionen sind der grösste Feind des Anlegers.
3. Verwechseln Sie Glück nicht mit Expertise und Erfahrung.

Diese Geschichten sind nicht nur Erzählungen von Misserfolgen, sondern auch Erinnerungen an die Komplexität und Unvorhersehbarkeit der Finanzmärkte. Sie lehren uns, dass Geduld, gründliche Recherche, Diversifikation und eine Portion Demut Schlüssel zum langfristigen Erfolg sind.

In diesem Sinne: Lassen Sie uns diese Lektionen nutzen, um weisere und bedachtere Investitionsentscheidungen zu treffen.

Ihr Mark Stock©

Mark Stock ist ein Mitglied der Point Capital-Redaktion. «Ich bin begeisterter Börsianer und befasse mich leidenschaftlich gerne mit Wirtschaftsgeschichte. Seit Jahren verfolge ich das Auf und Ab an den Märkten und investiere natürlich auch selber – bevorzugt in Aktien. Mein Name ist also Programm. Jeden Monat greife ich an dieser Stelle ein aus meiner Sicht spannendes Thema auf. Und da der Inhalt und nicht meine Person im Zentrum stehen soll, schreibe ich unter einem Pseudonym.»