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Geduld schlägt Hektik

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Liebe Leserin, lieber Leser

Vor einigen Wochen habe ich Ihnen geschrieben, dass Investieren manchmal schmerzen muss. Ich glaube, ich habe nicht zu viel versprochen: Aktien – aber auch Anleihen, Kryptowährungen, Rohstoffe, etc. – haben den Anlegern im September erhebliche Schmerzen bereitet. Der Swiss Performance Index hat in einem Monat 6% verloren, der MSCI World sogar mehr als 9%. «A September to remember» kann man da wohl sagen. Oder eher einer zum Vergessen.

Spielen Sie nun mit dem Gedanken, Ihre Aktienquote zu reduzieren? Ist ja sowieso alles viel zu riskant und überhaupt ist Cash King? Gemach, gemach, das wäre ein klassischer Fehler der Verhaltenspsychologie. Teuer kaufen, günstig verkaufen und ausser Spesen nichts gewesen. Oder, um es in den direkten Worten von Charlie Munger, dem langjährigen Geschäftspartner von Warren Buffett, zu sagen: «Wenn Sie einen 50%-Rückschlag bei Ihren Investitionen nicht verkraften können, dann werden Sie die mittelmässigen Renditen erhalten, die Sie verdienen».

Don't Panic

Statt Hektik ist beim Investieren Geduld gefragt. Nur wer langfristig anlegt, kann dereinst die Früchte ernten, unüberlegtes Hin und Her kostet nur Performance, Nerven und Gebühren. Aber womöglich möchten Sie ja Ihrem Bankberater eine kleine Freude bereiten? In schwierigen Phasen wie heute ist es wichtig, folgendes nicht zu vergessen: Aktien haben in den letzten fast 100 Jahren eine jährliche Rendite von durchschnittlich 7% abgeworfen – aber in den Genuss kamen nur diejenigen, die nicht vorher das Handtuch geworfen haben. Und ebenfalls wichtig: In dieser Zeit wüteten Kriege, es gab Inflation, Deflation und auch Pandemien. Krisen kommen zwar regelmässig – aber sie gehen auch wieder vorbei.

Abwarten und Tee trinken ist natürlich leichter gesagt als getan, wenn links und rechts Bankökonomen und andere Besserwisser verkünden, dass wir an der Schwelle zur Rezession stehen und die Märkte weiter korrigieren können. Jetzt, da die Börsenindizes 20, 25 oder zum Teil 30% abgesackt sind, kommen die Experten und sagen, man solle vorsichtig investieren. Wieso genau sollen diejenigen, die Anfang Jahr weder den Inflationsschub noch den Kurssturz prognostiziert haben, jetzt auf einmal wissen, wie sich der Markt entwickelt? Niemand kann Ihnen sagen, was die Märkte in den kommenden Tagen, Wochen oder Monaten machen werden. Die einzige Funktion von Finanzprognosen besteht darin, die Astrologie seriös aussehen zu lassen.

Aber ich kann Ihnen verraten, was die Börsen über die nächsten fünf bis zehn Jahre ziemlich sicher machen werden: Sie werden steigen! Wenn ich nur schon sehe, wie abgestraft europäische Aktien sind, wird mir ganz schwindlig. Jede fünfte Aktie im MSCI Europe handelt zu einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von unter 7. So etwas gab es nicht einmal in der Eurokrise. Bei solchen Preisen gehöre ich zu denjenigen, die zuschlagen und sicher nicht zu denen, die Aktien verkaufen. Da beherzige ich den Rat des alten, weisen Mannes Warren Buffett: «Sei ängstlich, wenn andere gierig sind, und gierig, wenn andere ängstlich sind».

In diesem Sinne: Werfen Sie die Flinte nicht ins Korn!

Ihr Mark Stock©

Mark Stock ist ein Mitglied der Point Capital-Redaktion. «Ich bin begeisterter Börsianer und befasse mich leidenschaftlich gerne mit Wirtschaftsgeschichte. Seit Jahren verfolge ich das Auf und Ab an den Märkten und investiere natürlich auch selber – bevorzugt in Aktien. Mein Name ist also Programm. Jeden Monat greife ich an dieser Stelle ein aus meiner Sicht spannendes Thema auf. Und da der Inhalt und nicht meine Person im Zentrum stehen soll, schreibe ich unter einem Pseudonym.»